Wer hätte gedacht, dass es so einfach ist, ein Held zu werden

Staatlich anerkanntes katholisches Gymnasium mit
staatlich anerkannter katholischer Regelschule

Wer hätte gedacht, dass es so einfach ist, ein Held zu werden

Wer hätte gedacht, dass es so einfach ist, ein Held zu werden

Ungefähr 32.000 Personen bekommen jedes Jahr die Diagnose Leukämie. Und das allein in Deutschland. Ohne Behandlung überlebt man bei akuter Leukämie im Durchschnitt nur drei Monate. Deshalb ist schnelles Handeln nötig. Meist wird mit einer Chemo- oder Strahlentherapie begonnen, aber manchen Patienten kann nur noch eine Stammzelltransplantation helfen.
An der Edith-Stein-Schule fand am 16.12.2019 eine Veranstaltung der Deutschen Stammzellspenderdatei zum Thema Stammzellspende für die Schüler der 12. Klasse statt. Eine solche Aktion gibt es an unserer Schule schon seit vielen Jahren, weshalb am Montag eine Tafel überreicht wurde, die die Partnerschaft der ESS und der Deutschen Stammzellspenderdatei zeigt. Besonders unsere Lehrerin Tamara Bourvé hatte sich für die Partnerschaft eingesetzt und wird auch in Zukunft jährliche Typisierungsaktionen organisieren. Im Rahmen dieser Veranstaltung erfuhren wir, dass eine Leukämie eine Erkrankung des blutbildenden Systems ist, bei dem zu viele weiße Blutkörperchen gebildet werden. Diese sind eigentlich dafür zuständig, den Körper vor Krankheiten zu schützen, jedoch sind sie bei einer Leukämie derart unterentwickelt, dass sie nicht funktionstüchtig sind. Bei einer Stammzellspende werden diese defekten Blutkörperchen zuerst entfernt, damit gesunde Stammzellen des Spenders die kranken des Empfängers ersetzen können. Diese neuen Stammzellen können dann neue, gesunde weiße Blutkörperchen produzieren. Eine Spende dieser Stammzellen wird in 90% der Fälle durch eine sogenannte Zellapherase gewonnen. Dabei wird beim Spender der Anteil der Stammzellen im Blut medikamentös erhöht, um den Überschuss dann aus dem Blut herauszufiltern. Die so gewonnenen Stammzellen werden dem Empfänger über eine Transfusion zugeführt. Eine andere Möglichkeit ist die direkte Entnahme von Knochenmarkflüssigkeit, in der mehr Stammzellen vorhanden sind als im Blut. Diese wird operativ aus dem Beckenknochen entnommen und nicht aus der Wirbelsäule, wie viele glauben. Ein Liter der Flüssigkeit reicht schon aus. Für den Spender ist das nicht weiter schlimm, da dieser Liter nur 5% unserer gesamten Knochenmarkflüssigkeit ausmacht. Auch hier erhält der Empfänger eine Transfusion.
Nach einem informativen Vortrag entschieden sich 46 von uns für eine Typisierung, die in unserem Fall mit Wattestäbchen durchgeführt wurde. Sie kann aber auch mittels einer Blutentnahme von ungefähr 10 ml durchgeführt werden. Unsere genetischen Informationen werden im Zentralen Knochenmarkspender-Register gespeichert. Dort sind anonym die Ergebnisse unserer Typisierung zu finden, die Kliniken dabei helfen, den bestmöglichen Spender für ihre Patienten zu finden. Das ZKRD kann nicht nur nach allen in Deutschland registrierten Spendern, unabhängig von der jeweiligen Datei, suchen, sondern auch im Ausland. Als eines der größten Register weltweit kommen auch viele Anfragen von ausländischen Kliniken und das ZKRD sorgt für ein zeitnahes Versenden der Stammzellspende. Und obwohl im ZKRD ungefähr 8.500.000 deutsche potentielle Spender, insgesamt sogar rund 36.000.000, gespeichert sind, spendet nur 1% davon tatsächlich. Das liegt daran, dass unser genetischer Code so einmalig ist und der des Spenders möglichst genau mit dem des Empfängers übereinstimmen muss. Deshalb ist es nötig, dass so viele Personen wie möglich typisiert sind, damit die Wahrscheinlichkeit vergrößert wird, für einen Patienten mit seinem „genetischen Zwilling“ einen nahezu perfekten Spender zu finden. So wird die Abstoßung der neuen Zellen sehr gering gehalten, was die Überlebenschance extrem verbessert.
Wir haben uns dazu entschieden, uns typisieren zu lassen, damit wir in der Lage sind, Menschen, die nicht anders behandelt werden können, zu einem neuen Leben zu verhelfen. Das macht uns zu Helden, wenn auch nur zu ganz kleinen. Denn auch wenn unser genetischer Code schlussendlich doch zu niemandem perfekt passt, der gute Wille zählt -wie man so schön sagt.

Isabella Witt

Joachim Schindler

Edith-Stein-Schule Erfurt