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Zum biologischen und pädagogischen Stellenwert eines Vivariums an der Edith-Stein-Schule Erfurt

Ein Beitrag zur ganzheitlichen Erziehung im Fach Biologie

Das Fach Biologie nimmt in der heutigen Umwelterziehung eine zentrale Position ein. Als wichtigstes naturwissenschaftliches Fach werden hier fast alle für die weitere Existenz des Lebens relevanten Fragen aufgenommen. Im krassen Gegensatz zu der Verantwortung die dem Fach Biologie zukommt, werden Stundentafeln des Faches weiter gekürzt und Lehrpläne mit immer neuen Forschungsinhalten gefüllt.

In wissenschaftlichen Zeitschriften (z. B: Nature) nehmen heute molekularbiologische und molekulargenetische Beiträge fast 80 – 90 % des Umfanges ein.

Wir sind überzeugt davon, daß wir in der heutigen Biologie an der Edith-Stein-Schule unter Beachtung der Lehrpläne eine andere Richtung einschlagen müssen, die bei den Schülerinnen und Schülern die Achtung und das Staunen vor dem Leben wieder erweckt.

Gerade in einer Zeit, in der die Schüler durch Fernsehen, Videos und Computer im Kinderzimmer sich immer weiter von der Natur entfernen, müssen wir versuchen neue Wege zu finden, die die Liebe zur Natur, sowie den Umgang mit und die Wertschätzung von der Natur wecken. Die Natur zu Bewahren bedingt, daß alle Bürger (auch die späteren Kaufleute, Verwaltungskräfte, Theologen, Ärzte und nicht nur die paar Biologen) die Lebensbedingungen in Ökosystemen und ganz praktisch, die Lebens- und Pflegebedingungen von Pflanzen und Tieren, kennenlernen.

Bei der Frage nach der etwas anderen Biologie, nämlich einer stärker praxisorientierten Biologie, entstand 1993 die Idee durch Herrn Hock ein Schulvivarium einzurichten.

Was ist das, ein Vivarium?

Im Vivarium der Edith-Stein-Schule werden seit 1993 Tiere und Pflanzen artspezifisch gehalten und gezüchtet. Es handelt sich hierbei um Vertreter wichtiger Pflanzenfamilien und Tierstämme. Außerdem werden „Spezialisten“ gehalten, die wichtige Fragestellungen aus der Biologie anschaulich beantworten. Die Bandbreite reicht dabei von der amerikanischen Strumpfbandnatter bis zur Wüstenrennmaus, von den Meistern der Tarnung – den Stab- und Gespenstschrecken – bis zu fleichfressenden Pflanzen und vom mexikanischen Querzahnmolch bis zur südamerikanischen Vogelspinne. Die Terrarien und Aquarien befinden im Flurbereich der Biologie sowie einem Kellerraum.

  • somit ist die Tierpflege zu jeder Zeit möglich.
  • die Tiere können aufgrund der Nähe zum Fachraum leichter in den Unterricht einbezogen werden, ohne den Unterricht im Klassenraum zu stören.

Auch wenn das Vivarium schon über die Grenzen Erfurts bekannt ist, sollen in Zukunft noch weitere Glasterrarien und Tiere angeschafft werden, um einen einfachen, aber vollständigen Überblick über die wichtigsten Vertreter aller Tierklassen zu ermöglichen.

Warum ein Vivarium an der Edith-Stein-Schule ?

Neben dem allgemeinen Ziel, über die Tierhaltung und Pflanzenzucht den Kontakt zur belebten Umwelt zu fördern, hat unser Schulvivarium drei konkrete Ziele:

  1. Mit dem Einsatz lebender Tiere im Biologieunterricht wird eines der grundlegenden Anliegen in der Biologie einzigartig vermittelt, die Achtung und Bewunderung des Lebendigen, die Vielfalt in der Natur. Kein Lehrfilm und kein Buch kann den direkten Kontakt mit den Lebewesen, von dem sich unsere Computerkinder immer weiter entfernen, ersetzen. Tierliche Verhaltensweisen und biologische Prinzipien werden in der Begegnung mit dem Realobjekt deutlich und „beleben“ im Wortsinn den Biologieunterricht.
  2. Als weiteres Anliegen kann die Erziehung zur Übernahme von Verantwortung genannt werden. Die Tierpfleger haben eine große Verantwortung und Verpflichtung den Tieren gegenüber übernommen, denn Tiere haben tägliche Bedürfnisse. Sie können keinen Urlaub machen und müssen auch in den Ferien versorgt werden. Wenn also die meisten Schülerinnen und Schüler nach der sechsten Stunde die Schule verlassen, kümmern sich die Schüler um die Tiere. Ein Aufgabenbereich, der zu großem Pflichtbewußtsein und zu eigenverantwortlichem Handeln erzieht.
  3. Kinder in der Sekundarstufe I zeichnen sich durch eine große Tierliebe aus. Im Rahmen des Vivariums soll gerade den Schülern Gelegenheit zur Begegnung und Pflege von Tieren gegeben werden, denen dies zu Hause aus verschiedenen Gründen nicht möglich ist (Bruder hat Angst vor Spinnen, Schwester ist allergisch, Wohnung zu klein).
  4. Das Vivarium ist an der konzeptionellen Gestaltung und Durchführung von Fachtagungen zum Thema „Tierhaltung in der Schulen“ beteiligt. Fortbildungen für Lehrerinnen und Lehrer anderer Schulen sollen dazu beitragen, den lebendigen Biologieuntericht insgesamt weiterzutragen.

Das Vivarium steht den Klassen und Kursen im Fach Biologie und der Schulöffentlichkeit der Edith-Stein-Schule zur Verfügung. Darüber hinaus ist es der allgemeinen Öffentlichkeit an Tagen der offenen Tür zugänglich.

Welche Tiere können gehalten werden ?

Bei der Auswahl der Tiere und Pflanzen legen wir Kriterien an, um einen Erfolg nicht zu gefährden:

  • Die Lebewesen sollen für den Einsatz im Unterricht geeignet sein.
  • Die Anschaffungskosten sowie der Unterhaltungsaufwand sollten vertretbar sein.

Speziell bei der Auswahl der Tiere mußte außerdem beachtet werden:

  • Die Tiere müssen ungefährlich sein (ungiftig, keine Krankheitsüberträger).
  • Haltung und Pflege sollen einfach sein (technischer Aufwand gering, Tiere müssen in den Ferien bis zu 14 Tagen unbeaufsichtigt bleiben können).
  • Sie sollten ganzjährig einsetzbar sein.
  • Für die Schule ist auch Robustheit (nicht extrem scheu und schreckhaft, nicht krankheitsanfällig) von großer Bedeutung.
  • Die Tiere sollten möglichst die wichtigsten Stämme der Systematik repräsentieren, also keine Haustiere.
  • Tier- und Artenschutzbestimmungen müssen eingehalten werden können.
  • Für den Betrachter sollten sie möglichst attraktiv sein.

Wer macht die Arbeit im Vivarium?

Die Betreuung der Tiere wird in der „Arbeitsgemeinschaft Vivarium“ von zur Zeit 35 Schülerinnen und Schülern aus allen Jahrgangsstufen. Die Arbeitsgruppe wird von Frau Rein und Herrn Hock geleitet. Wir treffen und Montags nach der 7. Stunde sowie in den Pausenzeiten nach Absprache.

Wer unterstützt das Vivarium?

Die finanzielle und sächliche Ausstattung stammt zur Hälfte aus Mitteln des Fördervereins sowie der Edith-Stein-Schule.

Für die weitere Aufbauarbeit sind wir auf fremde Finanzmittel angewiesen, um Glasbecken, Tiere und Futter sowie Verbrauchsmaterialen kaufen zu könen

Ideell wird das Schulvivarium vom „Ring der Vivarienschulen“ unterstützt. Dies ist ein lockerer Zusammenschluß verschiedener Schulen (z.B. Bad Hersfeld, Groß-Krotzingen (F.a.M.), Erfurt, und Wolbeck) die per E-mail in Kontakt bleiben und regelmäßig Informationen austauschen. Jährliche Fortbildungsveranstaltungen an den einzelnen Schulen sowie der gemeinsame Besuch von Vorträgen und Messeveranstaltungen vertiefen den Kontakt und dienen dem Austausch von Zuchtstämmen.

Wie setzen wir die Lebewesen im Unterricht ein?

Der Einsatz erstreckt sich über die gesamte Biologie der Sek. I. und Sek. II. Je nach Thema und Objekt und Fragestellung kann dies in Form einer Lehrer-Demonstration, makroskopischen Beobachtung, mikroskopischen Untersuchung oder eines Schülerexperimentes geschehen. Außerdem sind längerfristige Verhaltens- und Entwicklungsbeobachtungen möglich. Die lebenden Objekte eignen sich auch sehr gut für die Anfertigung von Hausarbeiten und für die Teilnahme an überregionalen Wettbewerben. Gerne nehmen Schülerinnen und Schüler auch Pflanzen und vor allem Tiere auf Zeit mit nach Hause. In jedem Fall geht von der Arbeit mit Lebewesen eine Faszination aus, die sich äußerst förderlich auf den Lernprozeß auswirkt !

Beispiele aus den einzelnen Jahrgangsstufen:

Beispiele aus den einzelnen Jahrgangsstufen
Klasse 5: Kennzeichen des Lebens – Vergleich Rennmaus mit Spielzeugmaus
Klasse 6: Beobachtungen an Fischen, Lurchen und Reptilien, z.B. Nahrungserwerb, Körperbedeckung, Fortbewegung
Klasse 7: Mimese und Mimikry, Systematik bei Spinnentieren und Insekten, Systematik Wirbellose
Klasse 8: Experiment zum Sauerstoffverbrauch
Klasse 9: Instinkthandlung bei Stabschrecken. Ökologische Nischen im Aquarium
Klasse 11: Atmungsexperimente mit Schaben, Grillen und Stabschrecken
Klasse 12: Ökosysteme und ihre Bedrohung (Tropischer Regenwald, Korallenriffe)

Kontakt

Das Vivarium wird geleitet von Wolfgang Hock und Christiane Rein.

vivarium@ess-erfurt.de