Sozialpraktikum

Sozialpraktikum, was ist darunter zu verstehen und warum wurde es an unserer Schule eingeführt?

Miteinander den Glauben leben ist der Auftrag und die Aufgabe unserer katholischen Schule. Den Glauben leben heißt auch, sich für Schwächere, Hilfsbedürftige einzusetzen, Gleichgültigkeit und Desinteresse diesen Menschen gegenüber zu überwinden und soziale Verantwortung zu übernehmen. Wir sehen es als besonders dringlich an, sich den Schwachen zuzuwenden, leben wir doch in einer Gesellschaft, in der sich immer mehr das Streben nach eigenen Vorteilen ausbreitet. Das Sozialpraktikum ist eine Möglichkeit außerhalb des „normalen“ Unterrichts, den Auftrag unserer Schule zu verwirklichen. Indem die Jugendlichen während des Sozialpraktikums Menschen in Krankheit, im Alter, mit Behinderungen, mit Ausgrenzungen unmittelbar erleben, geschieht jenseits des alltäglichen unterrichtlichen Lernens ganzheitliches und praktisches Lernen. Im Sozialpraktikum kommen die jungen Leute zum Nachdenken. Der bisherige Gesichtskreis kann aufgebrochen und der Blick geweitet werden. Viele merken, wie privilegiert sie eigentlich als Gesunde und Nichtbehinderte leben. In den Abschlussberichten der Teilnehmer am Sozialpraktikum war u.a. zu lesen:

„Und eine Sache ist mir in dieser Woche besonders klar geworden: Wenn ein Behinderter unter einer großen Menge nicht behinderter Menschen ist, so wird er ausgegrenzt, womöglich noch gehänselt oder schlimmeres. Wenn ein nicht behinderter Mensch in eine große Gemeinschaft von Behinderten kommt, wird er aufgenommen und integriert. Was ist denn so anders an Behinderten? Auch sie sind glücklich in dieser Welt.“

(Schüler in der Werkstatt für Behinderte)

„Natürlich gab es auch Dinge, die mich lange beschäftigten, wie zum Beispiel die erschreckend hohe Anzahl junger unheilbarer Krebspatienten, von denen ich wusste, dass sie nicht mehr lange zu leben hatten. Krebs tötet umso schneller, je jünger man ist. Auch das hatte ich vorher nicht gewusst. Eine Frau weckte mein Mitleid deshalb besonders. Sie war erst 22 Jahre.“

(Schülerin im Krankenhaus)

„Mir ist in dieser Zeit erst einmal wirklich bewusst geworden, dass auch ich irgendwann einmal alt bin und sehr hoffe, dass dann jemand für mich da ist, sich mit mir beschäftigt, mich pflegt. Deshalb sah ich die vielen kleinen Handreichungen den älteren Leuten gegenüber als Selbstverständlichkeit an.“

(Schülerin im Alten- und Pflegeheim)

„Durch viele emotional wichtige Erfahrungswerte bin ich zu dem Entschluss gekommen: Hinsehen und Helfen, statt Wegsehen und Weitergehen.“

(Schüler in der Suppenküche)

Das Sozialpraktikum ermöglicht so eine Schärfung der sozialen Sensibilität bei den Schülern und zeigt auf, wie aktive Mitmenschlichkeit und gelebte Solidarität aussehen können.

Letztlich geht es uns in diesem Praktikum um die vom Evangelium bezeichnete Hinwendung zu den Schwachen als wesentliche Dimension unseres Christseins.